Gesundheit ist das grösste Geschenk

Auf Frau Mutter (einer meiner Lieblingsblogs) habe ich Lisas Artikel „ Schwanger und Schlaganfall: Eine Mutter erzählt“ gelesen. Lisa erlitt kurz vor Weihnachten einen Schlaganfall. Bevor jetzt alle Schwangeren in Panik verfallen – das ist zum Glück extrem selten. Der Blogbeitrag ist sehr lesenswert und führt uns vor Augen, was eigentlich wichtig im Leben und auch an Weihnachten ist: Gesundheit.

Jetzt da ich schwanger bin, denke ich oft darüber nach, wie wichtig es ist, dass wir alle gesund sind. Nicht alle Schwangeren erhalten bei ihren Kontrollterminen positive Nachrichten und wir wissen auch alle, dass bei einer Geburt auch heute noch etwas schief gehen kann. Verabschiedet man sich von Bekannten, die man länger nicht mehr sieht, wird der Schwangeren beim Abschied oft gesagt, sie möge bitte auf sich aufpassen. Aber auch wenn man auf sich aufpasst, sich gut ernährt und in Bewegung bleibt, kann etwas passieren, wie das Beispiel von Lisa zeigt.

Auch ich kann eine nicht so schöne Vor-Weihnachtsgeschichte erzählen, die am Schluss zum Glück gut ausgeht:

 

Die letzten paar Jahre war ich an Weihnachten oft krank. Grippe, Bronchitis, starke Erkältung, was man im Winter halt alles so haben kann. Ich wusste auch, dass mein Körper mir nur ein Zeichen geben wollte, mal einen Gang runterzuschalten. Wenn man die Weihnachtsferien mit Fieber im Bett verbringt, schaltet man unweigerlich einen Gang, oder auch zwei, zurück. Als sich letztes Jahr Mitte Dezember am Büro-Weihnachtsessen das erste Kratzen im Hals bemerkbar machte, ahnte ich nichts Gutes. Leider wachte ich am nächsten Morgen tatsächlich mit Fieber auf und die Halsschmerzen waren fast nicht mehr zu ertragen. Der Arztbesuch bestätigte meine Selbstdiagnose: Angina. Ich dachte mir: „Naja, immerhin behandelbar und noch über eine Woche bis Weihnachten, das klappt schon.“ Ich kurierte mich aus und war am 21. Dezember wieder im Büro. Die Antibiotika waren fast aufgebraucht und ich fühlte mich wieder besser.

 

Ich sass also an meinem Bürotisch und beantwortete fleissig meine angestauten E-mails. Plötzlich sah ich einen Blitz. Hä? Das war sicher kein Gewitterblitz und es hatte auch niemand ein Foto gemacht. „Hast Du diesen Blitz auch gesehen?“, fragte ich mein Bürogspändli. Sie verneinte und ich war ratlos. Der Blitz war echt, nicht zu verwechseln mit einer Reflektion und es gab keine Erklärung dafür.

 

Innerlich sassen mir Teufelchen und Engelchen auf den Schultern. Das Engelchen erinnerte sich an die Arbeitskollegin, welche erzählte, dass sie einen Netzhautriss lasern lassen musste. In diesem Zusammenhang machte sie uns auf die Warnzeichen eines Netzhautrisses aufmerksam. Blitze sind ein mögliches Warnzeichen und man soll nach einem Auftreten keine Zeit verlieren. Das Engelchen plädierte also für einen raschen Besuch beim Augenarzt.

Das Teufelchen unterstrich die Tatsache, dass ich gerade wegen meiner Angina mehrere Tage nicht im Büro war und ich jetzt sicher nicht schon wieder zum Arzt gehen könne. Zudem solle ich auch daran denken, dass ich mir den Blitz vielleicht nur eingebildet haben könnte. Ich wägte ab und entschied mich für einen Kompromiss. Anstatt den Augenarzt anzurufen, schickte ich dem Onlinedoktor meiner Krankenkasse eine Nachricht. Dort kann man Fragen stellen, die nicht dringend sind. Ich machte klar, dass ich nur einen Blitz sah, dieser vielleicht auch eingebildet war, dass ich sonst keine Beschwerden habe und es sicher nichts sei, oder?!

Die Antwort kam unverzüglich, es könne gut sein, dass alles in Ordnung sei, aber ein Anruf beim Augenarzt sei ratsam. Ich rief also an, bekam einen Notfalltermin und machte mich auf zum Augenarzt. Eine junge Augenärztin untersuchte mich. Sie war sich nicht sicher, ob sie etwas gesehen habe oder nicht, wenn ja, dann sei „Es“ ganz peripher. Mit einer Zeichnung, um den Ärzten im Inselspital die Suche nach dem peripheren „Es“ zu erleichtern, machte ich mich also auf ins Inselspital. Wie man es von Universitätsspitälern so kennt,  wartete ich lange. Ab und zu wurde ich wieder untersucht, mal wurden Fotos von meinem Auge (gefühlt aber eher von meinem Gehirn) gemacht und dann wartete ich wieder. Mein Mann wartete mittlerweile mit mir und wir dachten eigentlich immer noch, dass es sicher nichts ist.

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Bildquelle: Николай Максимович - Inselspital - licensed under the Creative Commons Attribution 3.0 Unported license. 

Doch dann kam der Professor höchstpersönlich und schaute sich mein Auge zusammen mit dem Netzhautspezialisten an und die Diagnose war klar: Netzhautablösung, ganz peripher. Das sei sehr untypisch bei jungen Menschen, Kurzsichtige hätten ein erhöhtes Risiko und ich hätte jetzt einfach grosses Pech gehabt. Ich müsse hier übernachten, die Operation sei morgen und man könne nicht warten. Es gäbe zwei Operationsmöglichkeiten und die Erfolgschancen seien bei über fünfzig Prozent. „Was ist, wenn wir nicht operieren?“, fragte ich. Die Juristin in mir hätte gerne noch eine Zweitmeinung eingeholt oder zumindest noch ein bisschen darüber nachgedacht, schliesslich sah ich mit meinen Kontaktlinsen oder meiner Brille immer noch tiptop. Doch daran war nicht zu denken, je länger die Netzhaut abgelöst ist, desto höher ist die Gefahr, dass das betroffene Auge erblindet. Ich entschied mich also für eine Operationstechnik und wurde in mein Zimmer gebracht. Der Abend und die Nacht vor der OP waren nicht sehr angenehm. Ich habe Dr. Google nicht um Rat gefragt (danke Willensstärke!), trotzdem geistern in solchen Momenten Horrorszenarien durch den Kopf: Erfolgschance über fünfzig Prozent heisst auch gleichzeitig Erfolgschance unter hundert Prozent. Was, wenn ich auf einem Auge blind werde? Wäre das sehr schlimm? „Ich hätte ja auch noch ein anderes Auge“, sagte ich mir. Ich überlegte mir auch noch sämtliche Worst-Case-Szenarien inkl. Glasaugen, Narkose-Versagen usw. Doch am Schluss blieb eine Erkenntnis: Du hast keine Wahl. Es ist klar, dass operiert werden muss, die Zeit ist knapp und deshalb musst Du da jetzt einfach durch.

 

Ich wurde also am 22. Dezember 2016 operiert und die Operation verlief gut. Der einäugige Blick in den Spiegel war schwierig und das Unwissen, ob das Sehvermögen wieder gleich zurückkehrt oder Einschränkungen zurück bleiben, war sehr unangenehm. Als Pirat mit einer Art halbem Unihockeyball auf dem Auge wurde ich, früher als geplant, am 23. Dezember aus dem Spital entlassen und durfte zu Hause Weihnachten feiern.

 

Ein Jahr danach denke ich nun oft an die letztjährige Aufregung vor Weihnachten zurück. Ich bin dankbar, dass ich wieder gut sehen kann und mein Sehvermögen nicht weiter eingeschränkt ist. Ich bin zwar jetzt auf dem linken Auge noch kurzsichtiger, aber Kontaktlinsen und Brille sind weiterhin möglich.

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In der hektischen Weihnachtszeit vergisst man vor lauter Päckli- und Planungsstress, dass bei guter Gesundheit sein, alles ist, was man braucht. Sollte man sich einmal nicht so gut fühlen, ist es wichtig, der eigenen Einschätzung zu vertrauen. Hätte ich auf das Teufelchen gehört, dann wäre ich nicht zum Augenarzt gegangen und man hätte meine Netzhaut vielleicht nicht mehr ohne Verluste zusammenflicken können. Mein ganzes Umfeld ist jetzt sensibilisiert und kennt die Symptome, welche auf eine Netzhautablösung hinweisen können.

 

Bitte denkt daran, dass ihr beim Sehen von Schatten, Russregen oder Nebel oder wie bei mir beim Sehen von Blitzen unverzüglich einen Augenarzt aufsucht. Es kann gut sein, dass alles in Ordnung ist und wenn nicht, dann seid ihr in Besten Händen.

 

Nun wünsche ich Euch allen frohe Festtage, schöne Momente mit euren Familien und vor allem gute Gesundheit im neuen Jahr.