Tragen aus Liebe oder weil's praktisch ist

Schon vor der Geburt von Kleinschreibhase wusste ich, dass ich ihn ganz nah bei mir tragen möchte. Ich buchte für mich und den Schreibhasenmann eine Trageberatung und bereits vor der Geburt übten wir beide mit Tuch, Tragehilfe und Teddybär das korrekte Tragen. Kleinschreibhase wurde unheimlich gerne getragen und ich schätzte die Nähe zu ihm sehr. Ich weiss bereits jetzt, dass ich auch unser zweites Kind tragen werde und dass ich es wahrscheinlich anders tragen werde. Darüber und über vieles mehr habe ich mit der Trageberaterin Stefanie Eggimann von Tragenausliebe gesprochen.  

 

Schreibhase: So liebe Stefanie, stell Dich den Lesern doch einmal vor.  

Stefanie Eggimann: Wie der Schreibhase heisse auch ich Stefanie. Ich bin 32 Jahre alt und arbeite tiefprozentig als Pflegefachfrau. Momentan befinde ich mich im Mutterschaftsurlaub, da im April 2020 unser zweiter Sohn geboren wurde.

Screenshot_20200809-122818_PhotosjpgTrageberaterin Stefanie mit ihrem jüngsten Sohn. 

Wie und wann hast Du das Tragen für Dich entdeckt?    

Mein erster Sohn wurde 2018 geboren. Notgedrungen entdeckten wir das Tragen. Er weinte viel und man konnte ihn fast nur im Tragetuch beruhigen. Die ersten paar Monate wurde er fast nur getragen, wodurch ich die vielen Vorteile des Tragens kennen und schätzen lernte. Unser Alltag wurde dadurch sehr viel entspannter.  

 

Wusstest Du schon immer, dass Du Deine Kinder tragen wirst?   

Nein, darüber machte ich mir vor der Geburt meines ersten Sohnes keine Gedanken. In meinen Vorstellungen sah ich mich auf Spaziergängen immer mit Kinderwagen und freute mich sehr darauf diesen Kinderwagen zu schieben. Unser Sohn fand es im Kinderwagen jedoch überhaupt nicht toll und so fing ich an ihn mit einem geliehenen Tragetuch zu tragen. Nun beim zweiten Kind war es natürlich keine Frage mehr, da es beim zweiten Kind noch einmal mehr Vorteile mit sich bringt und ich diese Vorteile nicht missen möchte. So oder so trägt man Kinder sehr viel und mit einem Hilfsmittel ist es nicht nur viel ergonomischer sondern auch einfach unglaublich praktisch.  

 

Sein Kind gerne zu tragen bedeutet nicht automatisch, dass man die Ausbildung zur Trageberaterin absolviert. Was hat dich dazu bewogen diesen Schritt zu wagen?   

Ich wollte unbedingt mehr über das Tragen wissen, wie man ergonomisch tragen kann, was es für Möglichkeiten gibt etc. Ganz ehrlich gesagt war ich im Dschungel der Tragetücher und Tragehilfen etwas verloren und deshalb wollte ich unbedingt mehr darüber erfahren. Zudem wollte ich auch dazu beitragen, dass das Thema Tragen bekannter wird und die vielen Vorteile an andere Eltern weitergeben. Trageberatungen sind auch etwas für mich, denn ich mache das neben meinem Job und meiner Familie sehr gerne.  Es ist für mich eine Möglichkeit ein zweites Standbein aufzubauen und das macht mir sehr viel Spass.

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Hier trägt Stefanie ihren jüngsten Sohn auf dem Rücken damit sie mit dem älteren Sohn spielen kann. 


Nun zum Tragen an sich, hast Du eine Lieblingstrageweise?

Jetzt nicht mehr. Beim ersten Kind hatte ich sicher eine Präferenz, da ich nicht viele Bindeweisen kannte. Jetzt kenne ich als Trageberaterin so viele Möglichkeiten und habe auch sehr viele Tragehilfen zur Auswahl. Bei den Tragehilfen habe ich einige Favoriten, wechsle je nach Situation jedoch auch ab. Schlussendlich hat jede Trageweise Vor- und Nachteile und mit wachsendem Kind ändern meistens auch die Tragebedürfnisse.  

 

Welche Falschaussagen, das Tragen betreffend, stören dich am meisten?  

In meinem Bekanntenkreis höre ich oft, dass das Kind nicht getragen wird, das es gerne im Kinderwagen liegt. Das ist für mich eine Falschaussage, da sich Tragen und Kinderwagen nicht gegenseitig ausschliessen. Beides ist möglich und es kommt sehr auf das Kind und die Situation an. Allerdings sollte man auch daran denken, dass man mit dem Tragen ein Grundbedürfnis, das Bedürfnis nach Nähe, stillt. Im Kinderwagen ist dies nicht gleichermassen möglich und deshalb fühlen sich viele Neugeborene im Kinderwagen unwohl. Wenn man ein Tragetuch oder eine Tragehilfe dabei hat, dann kann man sein Kind tragen, sobald es sich im Kinderwagen nicht mehr wohl fühlt.  

 

Was möchtest Du frischgebackenen Eltern auf den Weg geben?  

Sein Kind nicht zu tragen ist nicht möglich. Alle, die bereits Kinder haben, wissen, dass man sein Kind sehr oft trägt. Sein Kind mit Hilfsmitteln korrekt zu tragen erleichtert den Alltag enorm und das Nähebedürfnis des Kindes wird gestillt. Auch die Einschlafbegleitung kann durch angenehmes Tragen für Eltern und Kind angenehm und einfach gestaltet werden.  

 

Das Interview mit Stefanie hat mir noch einmal aufgezeigt, dass Tragen sehr viel mehr ist als sein Kind vorne irgendwie anzuschnallen. Man kann sich den Alltag erleichtern und gleichzeitig ein wichtiges Bedürfnis seines Kindes stillen. Ich freue mich schon sehr auf die Tragezeit mit meinem zweiten Sohn.

 

 

Dieser Beitrag ist nicht gesponsert. Stefanie von Tragenausliebe ist eine enge Freundin von mir und ich unterstütze mit diesem Beitrag gerne Ihr Tun.