Unsere erste Reise mit Baby - Teil 1

Als wir unseren Freunden und Familien mitteilten, dass wir mit dem Schreibhasenbaby in die USA fliegen werden, waren die Reaktionen durchaus positiv. Mir war aber auch klar, dass das Verständnis grösser war, da wir meine Gastfamilie besuchten und den weiten Weg nicht einfach nur so aus Spass auf uns nahmen. Ich wage zu behaupten, dass die meisten Schweizer Reisen mit Baby nicht wahnsinnig toll finden. Das zeigte sich bereits im Lift am Flughafen Zürich:

Ein Herr, so um die fünfzig Jahre alt, grüsste mich und das Schreibhasenbaby (Papa war mit unseren Koffern noch nicht im Lift). Der Herr sagte: "jöhh, gehst du auch fliegen?". Das Schreibhasenbaby spricht zwar fliessend japanisch, in schweizerdeutsch antworten kann er aber noch nicht (im Fall wirklich J). Also sagte ich: "ja sein erster Flug", der Herr verzog das Gesicht und sagte mitleidig "oh du armes Baby". „Nein, er findet das sicher uuu spannend", war meine Antwort. Die typische Reaktion einer sich rechtfertigenden Mutter, obwohl man das ja eigentlich nicht müsste. Der Herr meinte dann noch: "Nein, also dieser Stress, dass ist doch nichts für Babys". Danach ging die Lifttüre wieder auf und der Mann war weg.

 

Vielen Dank für die nette Einstimmung auf unseren ersten gemeinsamen Flug! Zum Glück nahmen wir das Ganze mit Humor. Aber ich frage mich immer noch, weshalb grundsätzlich erwartet wird, dass reisefreudige Paare plötzlich nur noch mit Auto und Zug unterwegs sind  und keinesfalls mit Baby Flugreisen unternehmen dürfen.

 

Mit unserem Reisebericht möchten wir zeigen, dass auch weite Reisen mit Baby möglich sind und sogar Spass machen.

 

Eine gute Vorbereitung lohnt sich – das ist sozusagen die halbe Miete für eine entspannte Reise. Wir haben uns mit Packlisten von Anyworkingmom und Mini & Stil vorbereitet. Natürlich ergänzt man diese Listen mit den Bedürfnissen der eigenen Familie und je nach Reiseziel sind gewisse Ergänzungen notwendig.

 

Nun aber zu unserer Reise:

 

Wir flogen mit Edelweiss von Zürich nach Tampa in Florida. Das war unser erster Langstreckenflug mit Edelweiss und wir waren hellbegeistert. Für das Schreibhasenbaby haben wir zwar einen Sitz gekauft, konnten via Hotline aber zum Glück trotzdem noch ein Baby Bassinet reservieren. Wenn man für Kinder unter zwei Jahren einen Sitzplatz buchen will, muss man die Hotline sowieso anrufen. Neben dem Schreibhasenbaby hing noch ein zweites Bassinet und das Baby darin war nur 3 Tage jünger als Kleinschreibhase – was für ein Zufall! Das Schreibhasenbaby fand im Flugzeug alles unglaublich spannend. 

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Kurz vor dem Start, als wir auf unsere Starterlaubnis warteten, drohte die Situation kurz zu kippen. Gut vorbereitet, zauberten wir ein neues Spielzeug aus der Tasche und siehe da, sofort war er wieder abgelenkt. Danach wechselten wir zwischen dem Baby Bassinet und dem Autositz ab. Unser Baby war auf dem Flug fröhlich, schlief viel und hatte keinerlei Probleme mit den Ohren. Da war sicher eine Portion Glück dabei, eine gute Vorbereitung hat aber sicherlich auch geholfen.

Wir waren schon oft in den USA, da ich dort ein Jahr als Au Pair in einer Familie arbeitete und jetzt immer noch Freunde dort habe. Wer schon mal in den USA war, der kennt die weniger schöne Einreiseprozedur. Wir haben uns darauf eingestellt mindestens zwei Stunden in einer Halle auf die Einreise zu warten. Nichts da, mit Baby erhält man in den USA VIP Behandlung, das zog sich für uns wie ein roter Faden durch unsere Reise.

 

In Tampa angekommen, wollten wir unseren vorreservierten Mietwagen abholen, doch wir erlitten zuerst einmal einen grossen Schock: Unsere Kreditkarten (beide vom gleichen Kreditinstitut) wurden abgelehnt. Mit leicht erhöhtem Puls riefen wir auf der wahnsinnig teuren Hotline an – gemäss nettem Schweizer, der die Nachtschicht schieben musste, war mit den Karten alles in Ordnung. Bargeld wurde keines akzeptiert und wir mussten unsere Mietwagenreservation stornieren. Abends um 19.00 Uhr (= 01:00 Uhr morgens in der Schweiz) mit schlafendem Baby im Autositz sowie mit gefühlt zehn Tonnen Gepäck verfluchten wir uns kurz selbst. Wir haben die Reise wieder einmal selbst und nicht über ein Reisebüro gebucht, das Problem mit dem Mietauto mussten wir demzufolge selbst lösen.  Der Mitarbeiter am Schalter des Mietwagenunternehmens entschuldigte sich tausendfach und meinte, dass wir es doch noch bei einem anderen Anbieter versuchen sollen, aber nicht direkt nebenan, da die das gleiche Kreditkartensystem hätten. Wir machten uns also auf zum übernächsten Anbieter und versuchten unser Glück. Nach erfolgter Buchung händigten wir unsere Kreditkarte aus und voilà, die Zahlung wurde autorisiert. Fazit: Viel heisse Luft um nichts und mindestens hundert graue Haare mehr auf unsere Häuptern, aber immerhin konnten wir endlich in unseren Wagen steigen.

 

Wir machten uns auf den Weg nach Clearwater Beach, wo wir ein Studio in Strandnähe gemietet hatten. Unterwegs kauften wir kurz bei Target ein (mein Herz schlägt seit meinem Au Pair Jahr 2008 sehr fest für Target und tut es immer noch :-) ) und gönnten uns bei Wawa ein selbst zusammengestelltes Sandwich (mmmmhmmm, ebenfalls ein Relikt aus meiner Au Pair Zeit).

 

Unser Studio haben wir über www.vrbo.com gebucht. Wir hatten bereits vor einigen Jahren in Key Largo eine Ferienwohnung darüber gemietet und waren schon damals sehr zufrieden. Unseren reservierten Parkplatz fanden wir schnell, mit vorgängig ausgehändigtem Code öffneten wir die Tür zum Studio und waren froh, dass die Bilder mit der Realität übereinstimmten. Das nächste Mal würden wir alles wieder genau so machen, allerdings würden wir uns für eine Wohnung mit separatem Schlafzimmer entscheiden. Unser Baby ist zwar sehr lärmresistent, wobei es aber gewisse Geräusche gibt, die es immer aus dem Schlaf hochschrecken lassen (z.B. die elektrische Zahnbürste). Mit separatem Schlafzimmer hätten wir weniger Rücksicht nehmen müssen und hätten zudem noch mehr Platz für unsere sieben Sachen gehabt.


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Aussicht von unserem Balkon in Clearwater Beach.


Für das Schreibhasenbaby wurde ein Reisebett parat gestellt, welches er liebte. Zuhause schlief er damals noch im Beistellbett und auch oft in unserer Mitte. Entweder sorgte der Jetlag oder das Reisebett dafür, dass der kleine Schreibhase in Florida eine Ewigkeit alleine in seinem Bett schlief.  

Bei der Auswahl unserer Bleibe schauten wir darauf, dass wir zu Fuss an den Strand gehen konnten. Das ist in den USA nicht selbstverständlich und Unterkünfte in Gehdistanz zum Strand sind logischerweise teurer als weiter entfernte Ferienwohnungen.

Zumindest in Clearwater Beach muss man aber bedenken, dass auch im autofreundlichen Amerika parkieren nicht immer gratis ist. In Strandnähe konnte man für zwanzig Dollar am Tag parkieren. Von dort musste man aber den gleichen Weg wie wir zurücklegen um an den Strand zu gelangen.  

Da wir Zuhause keinen Buggy besassen, bestellten wir über Amazon einen Jogging Buggy in unser Studio. Ein guter Kinderwagen ist nicht nur Zuhause wichtig, in den Strandferien möchte man den Wagen schliesslich auch nicht dauernd über den Sand tragen. Es macht Sinn, dass man einen Wagen auswählt, welchen man auch auf Sand benutzen kann.



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Der Strand von Clearwater Beach war voll und ich denke, dass er wahrscheinlich immer gut besucht ist. Der Sand ist weiss und fein und das Wasser wirklich sehr klar, wie es sich eben für einen „Clearwater“ Strand gehört. Mit Baby störten mich die Massen irgendwie nicht. Hauptsache wir konnten unser UV-Zelt aufstellen und das Wasser mit unserem Schatz geniessen. Und das konnten wir so richtig! Der Schreibhasenjunge ist eine Wasserratte und juchzte im Meer was das Zeug hielt. Verzückte Amis kriegten sich kaum wieder ein und unser Sohn genoss seine neue Umgebung in vollen Zügen.

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In Clearwater Beach war es übrigens ein Leichtes mit Baby im Kinderwagen im Restaurant essen zu gehen. Kaum angerollt, wurden wir gefragt, für wie viele Personen der Tisch Platz bieten müsse. „Two and a stroller“, war jeweils unsere Antwort und der Kinderwagen war nie ein Problem. Stühle wurden entfernt, der Buggy Treppen hoch getragen, das Baby platziert und nett begrüsst. In einigen Restaurants wurde live Musik gespielt. Diese war für uns natürlich zu laut, aber nach dem ersten Abend fragten wir jeweils, ob sie uns bitte abseits der Lautsprecher einen Platz geben könnten.

 

Wir fühlten uns in Clearwater Beach pudelwohl. Wir haben immer gedacht, dass Strandferien mit Baby zwar schön, aber sicher sehr anstrengend seien. Während unserer Woche in Clearwater Beach wurden wir eines Besseren belehrt. Anders als sonst lebten wir in den Tag hinein und haben uns kein strenges Sightseeing Programm auferlegt. Dadurch konnten wir entspannen und das Strandleben geniessen, mit nur einem Kind ist das also durchaus möglich. Mit mehreren Kindern sieht das Ganze wahrscheinlich wieder anders aus.

 

Nach einer Woche „dolce far niente“ packten wir unsere Koffer und zogen weiter. Mehr dazu im nächsten Blogpost „Unsere erste Reise mit Baby – Teil 2


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